Ruhland | Erstfassung 19.9.2016 UPDATE 1.12.2018 / 15.6.2023


Matzinger's Martinigansl

Pfarrer Anton Matzinger steht für einen Gesinnungswandel mit schwerwiegenden Folgen: Bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten im März 1938 jubelte er und hielt sogar Wahlreden für die Volksabstimmung vom 10. April 1938.

Bald erkannte Matzinger aber das wahre Gesicht der neuen Ideologie  - aus dem Befürworter wurde ein entschiedener Gegner.

1941 wurde Matzinger sogar verhaftet und lange Zeit in Untersuchungshaft gehalten.
(Ernst Gansinger, Kirchenzeitung, 2013/03)


1941

Brief an Kopfings Pfarrer

Anton Matzinger

 

vom Priesterfreund Fattinger aus Linz

(in: Österreichischer Beobachter;

aus: Bestand des OÖ. Landesarchivs)

Der Brief unten  (1940) wurde in der NS-Zeitung "Österreichischer Beobachter" abgedruckt und sollte Pfarrer Matzinger diffamieren.
Der Kommentar in der Zeitung verunglimpft den Priesterstand mit dem Hinweis, dass die „für die Zukunft des deutschen Volkes“ an der Front kämpfenden Männer gerne alle Opfer bringen und hungern, während katholische Geistliche nur an ihr eigenes Wohlbefinden denken.

 

Pfarrer Anton Matzinger wurde ein knappes Jahr später, 1941, von der Gestapo verhaftet; man warf ihm  staatsfeindliche Äußerungen vor, Unruhe in die Bevölkerung zu tragen sowie den Zusammenhalt zwischen Front und Heimat zu unterminieren.
Beweise gab es keine, trotzdem blieb er fünf Monate in Untersuchungshaft.

1943 ist einem privaten Briefwechsel zu entnehmen, dass er überlegte, von Kopfing wegzugehen und sich um eine andere Pfarre zu bewerben. 

Am 3. 1. 1945 wurde er wegen angeblichen Hörens von Feindsendern verhaftet, zum Tode verurteilt und eingesperrt, bis ihn die Amerikaner am 5. 5. 1945 aus dem Landesgericht Linz befreiten. Zeitzeugen berichten, dass diese Anzeige aus seinem direkten Umfeld gekommen sein soll. 

Gesundheitlich schwer geschädigt wirkte er weitere 10 Jahre als Pfarrer in Kopfing (1937 - 1955).

Die weihnachtliche Gestaltung des Altarraumes der Pfarrkirche Kopfing unter Pfarrer Matzinger war sehr stimmungsvoll: Das Kopfinger Waldchristkindl war eingebaut in einen Wald voller Christbäume rund um den Hochaltar.

Dieser Weihnachtsschmuck für die Pfarrkirche wurde 1937 in der Christmette erstmals den Gläubigen von Pfarrer Anton Matzinger (er hatte im Sommer des selben Jahres die Nachfolge des 1936 verabschiedeten Pfarrers Johann Klimesch übernommen) vorgestellt.

Nach den oben dargestellten Kriegsjahren wirkte Pfarrer Matzinger wieder in Kopfing und widmete sich auch der Sanierung des völlig heruntergewirtschafteten Pfarrhofs. 1951 wurden zwei neue Glocken geweiht, sie sollten die noch im Herbst 1944 abgelieferte große Bronzeglocke ersetzen. 1952 entstand das neue Kriegerdenkmal und 1953 wurde mit einer Turmkreuzsteckung die Turmrenovierung abgeschlossen.

Pfarrer Anton Matzinger (1.6.1937 - 1.6.1955) kehrte nach  zweimaligen Haft in einer GESTAPO-Zelle in Linz gesundheitlich angeschlagen nach Kopfing zurück und blieb hier bis zu seiner Pensionierung - unterstützt vom Kooperator Kirchgatterer, dem Sighartinger Pfarrprovisor Karl Gabriel und dem Aushilfspriester Josef Fattinger (s. oben).

 

Nicht einmal 6 Jahre nach seiner Pensionierung verstarb er am 9. 4. 1961 im 72. Lbj. und im 48. Jahr seines Priestertums (Sterbebild (links).

Er wurde in Michaelnbach bestattet - am 15. 10. 2016 wurden seine sterblichen Überreste auf Betreiben von Kons. Johann Klaffenböck von Michaelnbach nach Kopfing überführt und im Priestergrab an der Pfarrkirche Kopfing feierlich beigesetzt.