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Josef Ruhland 11/2020 UPDATE 8.7.2023


Holz war über Jahrhunderte der wichtigste Baustoff.

Leithen (Foto links: 1970) war als eine der letzten bäuerlichen Siedlungen ein "Dorf aus Holz"

Noch im Jahr 1981 wurde der Ort  Wollmannsdorf  (Gansmüller, Fixl, Hötzeneder) in einer Broschüre des Landes O.Ö. als Beispiel einer erhaltenen bäuerlichen Siedlung hervorgehoben (Johann Wolfgang Danninger, "Ländliche Architektur in Oberösterreich").

Die Fotos unten zeigen die bemalte Dachuntersicht des Hötzenedergutes in den Jahren 1973 und 2020, darunter ein Taubenpärchen als Träger eines Balkens. Der Stadelspruch rechts unten stammt aus Entholz.


Hausnummer auf Holz

Das hölzerne Nummernschild "No. 5" dürfte noch aus der "bairischen" Zeit stammen; die mit Kreide geschriebene Nummer wurde mit Eiklar überstrichen und so "imprägniert".

Hausnummern wurden in der Monarchie seit März 1770 vergeben: "Seelenkonskription und Hausnummerierung" (vgl. die gleichnamige Dissertation v. A. Tanner). Die Nummerierung ersetzte als neue Möglichkeit der Adressierung die bis dahin gebräuchlichen Hausnamen, diente jedoch auch zur Rekrutierung und zur Festsetzung von Steuern und Abgaben. Damit verbunden war schon damals die Einführung des Meldewesens.

Im Unterschied zu Bayern, wo die Hausnummer erst auch auf Holzschildern geschrieben werden konnte, wurde die Nummer mit einer Mischung aus Leinöl und Kienruß meist direkt auf die Hauswand über der Haustüre gemalt.

Die ortschaftsweise Durchnummerierung weist nicht auf das Alter der Häuser hin, sondern auf ihren Standort. In kleineren Pfarren begann die Nummerierung mit dem Pfarrhof, in Kopfing wurden die Häuser rundherum der Reihe nach von links nach rechts mit einer Nummer versehen: 1 Pfarrhof; 2 Binder; 3 Zimmermannshäusl (nach dem Abriss der sogenannten "Rauschvilla" zugewiesen; 4 Schreinerhäusl (Weishäupl); 5 Krämerhäusl mit Ölstampf (Kulturhaus); 6 Kirchenwirt; 7 Mesnergut (Schmidbauer).


Siebrandmacher vor dem Ungerwirtshaus (1922)
Siebrandmacher vor dem Ungerwirtshaus (1922)

Holz war nicht nur ein wichtiger Werkstoff für Wagner und Zimmermänner, sondern auch für Köhler, Schaufelmacher, Zäuner,  Rechenmacher und Schindelmacher...

Mit Holz als Ausgangsmaterial hatten auch die Siebrandmacher zu tun.

Sie kamen als Störhandwerker oft aus dem Mühlviertel oder dem Bayerischen Wald und erzeugten vor Ort die hölzernen Siebränder.

Mit einem Spaltmesser wurden die bis zu 5 mm dicken Siebränder abgetrennt, mit einem knapp zweieinhalb Meter langen Streifen konnte ein Siebrand mit einem Durchmesser von 80 cm erzeugt werden. Mit Reifmesser und Hobel wurden sie Streifen geglättet und zur Weiterverarbeitung mit heißem Wasser biegsamer gemacht.

Korbflechter: Der Zäuner Josef Haas (Dobl, 1965)
Korbflechter: Der Zäuner Josef Haas (Dobl, 1965)