Ruhland | Erstfassung 4.1.2019


Die Matschkerer sind da!

Die Behardinger Zeche war eine der letzten in Kopfing, die diesen alten Brauch vor dem Dreikönigstag noch lebendig hielt. Die maskierten Matschkerer "schimpfen" und "nörgeln" über die Zustände, bis eine "Spende" sie besänftigt ...

Die Matschkerer ziehen am Tag vor Dreikönig herum - nicht still, sondern eben "motschkernd": Sie maulen, nörgeln, schimpfen...
Wahrscheinlich stammt das Wort aus dem Tschechischen:
 
"močka" als Nomen beschreibt den Brei im Mund, wenn Kautabak sich mit Speichel vermischt hat. Der österreichische Ausdruck "motschkern" meint wohl die Kaubewegungen des Kiefers, wenn ein Problem durchgekaut wird.


Die Matschkerer der Gesellschaft Beharding (1954)
Die Matschkerer der Gesellschaft Beharding (1954)

 Josef Ertl beschreibt das Matschkern durch "seine Zeche", die Gesellschaft Beharding, so:

"Jeder der maskierten Gestalten hatte seine Aufgabe: Der Polizist hält den Verkehr auf und kassiert Strafen. Der Guckkastenmann lässt die Neugierigen in den Guckkasten schauen und verlangt dafür auch 'was. Das Braupaar bekommt Hochzeitsgeschenke. Das alte Weib und der alte Mann tragen einen Korb, um die gespendeten Gaben zu sammeln. Und so hat jeder seine Rolle: Der Finanzer ist für's Geld zuständig, der Scherenschleifer bietet seine Dienste an, der Doktor droht mit seiner riesigen Spritze. Alle versuchen, auf ihre Art Dienste anzubieten und Geld dafür zu bekommen. 

Bei einer richtige Matschkerergruppe können noch viele andere Gestalten dabei sein: So darf der Jäger nicht fehlen, der Teufel, der Kasperl sind immer dabei wie auch ein Rauchfangkehrer, der seine Spuren hinterlässt. Auch der Bär und sein Bändiger gehören oft zu einer Matschkerergruppe..."

 V. l. vorne: Vorauer Sepperl, Wirts Hansi (hinter Maxl), Grünberger Sepperl, Ertl Sepp, Kasper Heinrich, Doblinger Johann; … rechts: Kapser Lini, Grünberger Valentin; hinten: Reitzesldorfer Johann, Nanni (Ertl-Dirn), Jodlbauer Johann (Matzelsdorf), Kasper Cilli, links Schütz Anton (nach Aufzeichnung Josef Ertl)   
                                                                                                 Ergänzungen / Richtigstellungen willkommen! (J. Ruhland)


Josef Ertl legte großen Wert auf die Unterscheidung zwischen Matschkerern und den Raunachtlern:
Die Raunachtler waren nie maskiert, sondern machten sich durch armselige Kleidung unkenntlich; sie gingen zu den Leuten und klopften an den Haustüren.
Die Matschkerer waren maskiert, um eine Rolle spielen zu können. Und sie blieben tagsüber auf der Straße und "matschkerten"; die Leute kamen zu ihnen, manchmal wurden sie auch in eine Stube eingeladen...

Wenn die Dämmerung anbricht und die letzte der vier Raunächte ankündigt, da haben sich die Matschkerer längst ihrer Verkleidungen entledigt und die Straßen freigemacht für die "Raunachtler"; die kommen unmaskiert zu den Häusern und Höfen. Unkenntlich durch Lumpen und Fetzen haben sie sich gemacht, um ihr Anliegen vorzubringen ohne erkannt zu werden: "Bitt' gar schön um an Raunachtskrapfen ...!" 

Übrigens: Der Fasching beginnt nach überlieferter Volkskultur erst nach Dreikönig (nicht schon am 11.11.) und endet mit dem Aschermittwoch.


QUELLE: Josef Ertl, Kimleinsdorf;