Josef Ruhland | 02/2022


Kopfing: Ganz einsam und ohne Straßen.

Der Ausbau der Poststraße von Mitterndorf nach Kopfing

("Edtstraße") von Mitterndorf nach Kopfing war wegen des schlechten Zustandes dringend notwendig: Über diesen Fahrweg wurden seit 1782 Poststücke von der Poststation Sigharting nach Kopfing gebracht. Nachdem 1869 der Bahnhof in Andorf eröffnet worden war, wurde der Ausbau noch dringlicher.

Die "Pfarrer-Gröppen" (vor 1960) erlaubt eine Vorstellung davon, wie um 1900 eine gut ausgebaute Straße ausgesehen haben mag ...
Die "Pfarrer-Gröppen" (vor 1960) erlaubt eine Vorstellung davon, wie um 1900 eine gut ausgebaute Straße ausgesehen haben mag ...
(Neuigkeits) Welt Blatt 1872
(Neuigkeits) Welt Blatt 1872

1872 
Der "hohe Landtag" bewilligt wegen der wirtschaftlichen Bedeutung (Bahnstation Andorf) und der "vom Verkehr abgeschnittenen Gemeinden Kopfing und St. Aegidi" den Ausbau der Poststraße nach Andorf.

Eine neue Trassenführung sollte vor allem "die steilen An- und Abstiege beim Parten-Berg und beim Raffelsdorfer-Berg" mildern.

Bis 1875

tat sich nicht viel - bis der neue Kopfinger Pfarrer Michael Klambauer (er war auch Mitglied des Gemeindeausschusses) Tempo in den Bau der Poststraße von der Reindlmühle bis zum Raffelsdorfer Berg brachte.

1877

bewilligte das Land die notwendigen Geldmittel für die "Hinwegräumung des größten Verkehrshindernisses ... zur Regulierung des Berges von Mitterndorf gegen Kopfing" (Linzer Volksblatt, 3.5.1877). 

1869

war die Bahnstation Andorf eröffnet worden. Der "Verkehr" nahm in den folgenden Jahrzehnten zu, der Ausbau der Poststraße wurde immer dringlicher. 

Linzer Volksblatt (27.1.1878)
Linzer Volksblatt (27.1.1878)

1877

war die neue Straße trotz offener Baustellen schon durchgehend befahrbar.

1878

war die Freude über "die herrlich angelegte Straße gegen Kopfing" groß, - wenngleich es Richtung Sigharting zwischen Mitterndorf und Mörstalling (auf Diersbacher Gemeindegebiet) so morastige Stellen gab, dass Fuhrwerke bei schlechtem Wetter sogar umkippten...

1880

wurde der Kopfinger Pfarrer Klambauer nicht zuletzt wegen seines Einsatzes für den Ausbau der Poststraße zum Kopfinger Ehrenbürger ernannt.

1894

erhob das Land die Poststraße zur "dauernd subventionierten Gemeindestraße" und sicherte so die Instandhaltung.


Kopfings exponierte Lage | Berge und Täler

Wie eine Wanderung in das kleine Tirol ...

Blick von Bartenberg
Blick von Bartenberg

Die Lage auf dem Südabfall des Sauwaldes bringt enorme Höhenunterschiede mit sich. Den beiden Gemeindegrenzen im Süden (Eisenhut 397 m, Kenading 377 m) Kopfings stehen die Höhen des Sauwaldes (Gr. Schefberg 791 m) gegenüber.

Der Höhenunterschied von 414 m bestätigt histor.-topographische Beschreibungen: Gebirgig. Berge. Täler. Tiefe Schluchten.  Meist von Wald bedeckt ...
Der nach Kopfing aufsteigende Wanderer erlebte steile Anstiege, finstere Wege durch dunkle Wälder und bewaldete Schluchten - bis er das in einer großen Waldlichtung liegende Kopfing erreichte.  Es schien eine Wanderung wie in das kleine Tirol“ (Tages-Post, 12. 6. 1878).

Kopfings exponierte Lage | Der "Kopfinger Berg"

 ... man musste angesichts des gegen Kopfing emporsteigenden Berges vollends mutlos werden. Es war oftmals eine wahre Tierquälerei! (Linzer Volksblatt, 27.1.1878)

Ein Stück der alten Poststraße nahe Eisenhut
Ein Stück der alten Poststraße nahe Eisenhut

Der Kopfinger Berg“ wird als ein riesiges Hindernis für alle, die vom Pramtal mit einem Pferde- oder Ochsengespann hinauf nach Kopfing wollten, beschrieben. 
Die Pferdeschlitten, welche bei einer „guten Schneebahn“ Mergel aus der Mitterndorfer Grube für die Verbesserung der Ackerböden in die Bauerndörfer Kopfings brachten, hatten dazu mit einem hohen „Verkehrsaufkommen“ zu kämpfen: An Tagen mit einer „guten Schneebahn“ waren Richtung Kopfing bis über St. Aegidi hinaus Tag für Tag 150 bis 200 schwer beladene Schlittenfuhrwerke unterwegs.

Kopfings exponierte Lage | Den Berg ausklammern?

... und bosnische Verhältnisse auf die Schiene bringen!? 

Linzer Volksblatt (5.11.1878)
Linzer Volksblatt (5.11.1878)

Die Gemeinde Kopfing selber hatte vor 1870 wenig Interesse an einer Verbesserung der Poststraße. Leute, die nach Kopfing kamen, beklagten aber die tristen Wegverhältnisse.

 

Nach der Eröffnung der Bahnstation Andorf wurde die Poststraße auch für Kopfing interessant:

Für die Pferde- und Ochsengespanne, welche die beim Kohlbrennen erzeugte Holzkohle, den von den  Steinbrüchen verarbeiteten Granit sowie Bauholz der Sägemühlen in das Pramtal lieferten,  war der Weg durch die steilen Anstiege an einem Tag nur schwer zu schaffen.

Umgekehrt wurden neben Poststücken schon damals viele Güter nach Kopfing gebracht, vor allem Mergel aus Mitterndorf und Ziegel aus Andorf.

 

Für die Gemeinde schien der Bau einer Eisenbahn eine moderne Lösung:

1901 setzte sich Kopfing erstmals mit anderen Sauwaldgemeinden mittels einer Petition für  eine Verlängerung der geplanten Eisenbahnlinie Eferding - Peuerbach ein.

1905 diskutiert der o.ö. Landtag diese Fortsetzung der Eisenbahn über Kopfing und Münzkirchen nach Passau.

1909 ist der Kopfinger Gemeindevorstand Johann Schwendtner dabei, als in einer Versammlung der interessierten Gemeinden die Trasse geändert wird: Peuerbach - Kopfing - Endpunkt Schärding.

1918 wird in Zell/P. das Projekt einer elektrischen Bahn über Raab - Kenading - Glatzinger Bründl - Engelhartszell (einschließlich einer Finanzierung über zu zeichnende Stammaktien) vorgestellt.

1919 fällt der Grundsatzbeschluss des o.ö. Landtages für eine Verbindung Peuerbach - Natternbach / Neukirchen - Kopfing - Münzkirchen - Schärding.

1925 sind die Eisenbahnpläne gescheitert - ausgerechnet durch einen gebürtigen Kopfinger: Landeshauptmann Johann Nepomuk Hauser hatte mit der Gründung der "Oberkraft" die Voraussetzung für eine Postautolinie Kopfing - Mitterndorf - Raab - Zell/P. geschaffen.


"Eisenbahnträume" - Schwarz auf Weiß ...

Quellen:
Linzer Volksblatt (25.6.1901) - Neue Warthe (21.2.1903) - Linzer Volksblatt (10.1.1909) - Linzer Volksblatt (5.7.1918)