Josef Ruhland 11/2017 UPDATE: 7.2.2022


Kopfings Kriegerdenkmal auf Wanderschaft

  • 1924 wurde das erste Kopfinger Kriegerdenkmal für die Gefallenen des 1. Weltkriegs in der Nähe des Leichenhauses errichtet.
  • 1952 wanderte es auf die gegenüberliegende Straßenseite. Es war zu klein geworden, als auch der Toten des 2. Weltkrieges zu gedenken war. 
  • 1977 musste das Kriegerdenkmal der Straßenverbreiterung weichen - kam jedoch wieder zurück in die Nähe des ursprünglichen Standortes.

Kriegerdenkmäler in Österreich und der ehemaligen Donaumonarchie wurden in vielen Gemeinden  schon während des 1. Weltkriegs errichtet. Mit ihnen wird an die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege erinnert, - in allen an den beiden Weltkriegen beteiligten Ländern.

Früher wurden Gedenkfeiern (nicht nur in Kopfing) etwas oberflächlich als „Heldenehrungen“ bezeichnet. Es ging dabei aber nie um Kriegsverherrlichung - im Gegenteil: Im Gedenken an eine furchtbare Vergangenheit soll der Blick auf eine Zukunft in Frieden gerichtet werden.  

Die Geschichte der Kriegerdenkmäler in Kopfing wurde von KOV-Obmann Franz Kroiß in Zusammenarbeit mit dem Kameradschaftsbund in einer Chronik (1977) erfasst.


In Kopfing wurde das erste Kriegerdenkmal am 26. 5. 1924 für die 66 Kopfinger Gefallenen im 1. Weltkrieg durch Altbürgermeister Steiner und Komitee-Obmann Grünberger enthüllt.

Geschaffen hatte es Steinmetzmeister Gruber aus Schärding, die Kosten von 20 Millionen Kronen trug die Pfarrgemeinde. Der erste Standort war in einer Einbuchtung der Friedhofsmauer nahe dem Leichenhaus, - nicht weit davon steht auch das heutige Kriegerdenkmal.

Als zu den Toten des 1. Weltkrieges auch der 81 gefallenen und 42 vermissten Gemeindebürger des 2. Weltkrieges zu gedenken war, wurde der "Platz" zu wenig - und eine Umgestaltung des Denkmals überlegt: Das zweite Kriegerdenkmal (1952) "wanderte" auf die gegenüberliegende Straßenseite, kam jedoch im Zuge der Neugestaltung des Kopfinger Ortszentrums als drittes Kriegerdenkmal (1977) wieder zurück in den Bereich des Friedhofs vor dem Leichenhaus. Weiter in Verwendung blieben die alten Gedenktafeln.


Vor dem Leichenhaus war während des 2. Weltkriegs eine Gedenkstätte für die gefallenen Soldaten angebracht. Ihre Namen wurden in einem Verzeichnis ("Kriegertafel", s. Foto ganz links) jeweils hinzugefügt, darunter wurden sie mit Kränzen und einem Bild geehrt. 

Auf dem Foto (April 1943) war das Johann Ertl (gefallen im Februar 1943).


Das zweite Kriegerdenkmal (1952) wurde schräg gegenüber vom ursprünglichen Standort neben dem Kirchenwirts-Kühlhaus in die Böschung des zum „Schneiderhäusl“ gehörigen Grundstückes (heute Kulturpark) gebaut. Zuvor musste noch der dort stehende (verfallene) Bäckerladen („Gänsbäck“) abgerissen werden > Foto rechts: Blick vom Westeingang der Kirche (1923 Hochzeit Ertl, Rasdorf) hinauf zum Kirchenwirt und dem Gänsbäck-Laden. Ein Jahr später wurde das erste Kriegerdenkmal gebaut.

Der Grund für das Kriegerdenkmal wurde vom Ehepaar Aloisia und Johann Danninger kostenlos zur Verfügung gestellt.

Die feierliche Enthüllung und Segnung des Kriegerdenkmals am 14. 9. 1952 durch Kooperator Otto Kirchgatterer war mit einer Fahnenweihe des Kriegsopferverbandes (KOV) verbunden.

Der Entwurf stammte vom erst 1950 aus der Kriegsgefangenschaft zurück gekehrten damaligen Oberlehrer Ludwig Körner, KOV-Obmann Franz Kroiss war maßgeblich an der Errichtung beteiligt. Um zu sparen, wurden Teile des alten Denkmals wieder verwendet.

Bei diesem Fest trat erstmals nach Kriegsende auch der Krieger- und Veteranenverein (1895 gegründet) unter Bürgermeister Matthias Grünberger (1945-1949) als "Kameradschaft der Ehre" wieder öffentlich auf. 1955 erfolgte die Neugründung als Kameradschaftsbund.

Am 2./3. Juni 1956 feierte der Kameradschaftsbund sein 60-jähriges Gründungsfest. 

Auf dem Foto sind v.l. zu erkennen: Vizegm. Josef Wagner, Bgm. Heinrich Knechtelsdorfer, Kameradschaftsbund-Landesobm. Humer, Altbgm. Kameradschaftsbundobm. Matthias Grünberger, ?, Fahnenpatin Theresia Baminger, ?, Kooperator Otto Kirchgatterer, Dentist Franz Hort (Zahnarzt nach Kriegsende bis 1959).  


Während der „Heldenehrung“ 1960 defilieren 2 Obmänner, die Kopfing geprägt haben: Franz Kroiß, KOV-Obmann (1949 - 2000) und Johann Schöfberger, Kameradschaftsbund-Obmann (1957 - 1985).


20 Jahre nach der Segnung des Kriegerdenkmals war die Ortsdurchfahrt für den wachsenden Verkehr zu eng geworden und im Gemeinderat (Bgm. Josef Grüneis-Wasner, 1967 - 1973) wurden erste Überlegungen Richtung Neugestaltung angestellt.  Das Foto (1972) zeigt  das Kriegerdenkmal neben dem Kühlhaus (Gasthaus Kramer, Kirchenwirt).

1974 wurden unter Bgm. Matthias Ertl (1973 – 1991) die Weichen für eine völlige Neugestaltung des Ortskerns gestellt.

1977 wurde die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt in Angriff genommen.

Zur Verbreiterung der Straße wurden Stützmauern errichtet, diesen musste das Kriegerdenkmal weichen und auch die straßenseitige Mauer zum Friedhof wurde abgerissen.

Es ging auch um den Bau von Gehsteigen und die Installation einer Ortsbeleuchtung.


Das dritte Kriegerdenkmal (1977) wurde unter Verwendung der alten Gedenktafeln neu errichtet und am 20. 9. 1977 eingeweiht – annähernd dort, wo schon das erste Kriegerdenkmal stand.

Das Foto von der Segnung zeigt v.l. ÖKB-Obmann Johann Schöfberger und KOV-Obmann Franz Kroiß vor dem neuen Kriegerdenkmal. 

In der von Franz Kroiss (in enger Zusammenarbeit mit Johann Schöfberger) erstellten Soldaten- und Kriegerchronik sind die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege festgehalten.


Während die Gedenktafeln mit den Namen der Gefallenen immer wieder verwendet wurden, wurde das dritte Kriegerdenkmal von Prof. Stockenhuber künstlerisch neu gestaltet.

Der nun überflüssige granitene Obelisk vom ersten und zweiten Kriegerdenkmal wurde vor der Sakristei der Pfarrkirche als "Friedensdenkmal" für die Toten des Erbfolgekrieges eingesetzt.

Das Foto zeigt KOV-Obm. Franz Kroiß und Bgm. Matthias Ertl 1985 bei der Hinterlegung der Gedenksteinurkunde. 2016 wurde das Denkmal renoviert.