Josef Ruhland | 01/2019 Update: 18.4.2021


Als das Licht nach Kopfing kam ...

Strom gab's nur am Wasser: Wasserräder drehten einst den Dynamo - das elektrodynamische Prinzip als Grundlage unserer Stromerzeugung funktioniert heute am Fahrrad genauso wie einst am sich drehenden Wasserrad und später durch das Schaufelrad der Turbine.

1899 war im Weishäupl-Haus die Zeit der trüben Petroleumlampen während langer Winterabende vorbei.

Der Kaufmann Heinrich Weishäupl beleuchtete als erster in Kopfing das neu erbaute Haus mit hellen Karbidlampen und installierte in der Folge eine Azetylen-Anlage zur Beleuchtung.
Damals beleuchtete die Fa. Stern und Hafferl in Oberösterreich schon größere Gebäude elektrisch.

1915 berichtet das Linzer Volksblatt von einer Interessentenversammlung in Zell/P.: Die Fa. Stern und Hafferl baute das Leitungsnetz in Oberösterreich auf. Die Passauer Fa. Guggenmoos warb für die Gründung einer Lichtgenossenschaft auch in Kopfing.

Doch das war für Kopfing nicht mehr relevant: Weishäupl dürfte schon während des 1. Weltkrieges das "Licht" vom Lichthäusl bezogen haben. Der Wirt Johann Unger war 1918 (aus Anlass der Aufstockung des Lichthäusls) als Kompagnon bei Weishäupl eingestiegen und wurde schon mit Strom vom Lichthäusl versorgt. Er bot daher seinen erst 1917 gekauften Azethylen-Apparat zum Verkauf an.

Man kann sagen, dass Weishäupl das Licht nach Kopfing brachte:

1915 (oder schon etwas früher) lieferte das Wasserrad des "Lichthäusl" elektrischen Strom.
1918 wurde der Azetylenapparat verkauft, das Haus (Handlung und Landwirtschaft) wurde vom Lichthäusl aus mit Licht- und Kraftstrom versorgt.

1923 wurden Häuser in Kopfingerdorf und der Ortskern von Kopfing vom mit einer neuen Turbine ausgestatteten Lichthäusl mit elektr. Strom versorgt.

1926 wurde auch die Pfarrkirche elektrifiziert.

1937 übernahm die ÖKA (Öst. Kraftwerke AG) die Erweiterung der Stromversorgung in der Gemeinde Kopfing.


Entwicklung der Stromversorgung in Kopfing und OÖ:

Wie das Licht nach OÖ kam ...

 

1879/80 Erfindung der Glühlampe

          (in Amerika von Thomas A. Edison) 


1894 erstmals Beleuchtung von 2 Hotels

          im Salzkammergut durch die Firma

          Stern und Hafferl;

1905 Aufbau eines oö. Verbundsystems

          durch die Fa. Stern und Hafferl;
1924 Fertigstellung des ersten

          Großkraftwerkes Österreichs in

          Partenstein durch die Gesellschaft

         OWEAG;

1929 ÖKA (Öst. Krafwerkge AG) entsteht

          durch die Fusionierung der OWEAG-

          Gesellschaft sowie Stern und Hafferl;
1947 OKA (OÖ Kraftwerke AG) entsteht

          durch die Verstaatlichung der

          Elektrizitätswirtschaft Österreichs;

1999 EAG (Energie AG) - Umbenennung

          mit Ausweitung des Geschäftsfeldes.

 

(Nach R. Sandgruber, OÖN v. 2.4.2008)

 

VERBUNDNETZ - Aufbau in Kopfing:

 

1937 Öst. Kraftwerke AG (ÖKA) - s. unten!

Wie das Licht nach Kopfing kam ...

INSELNETZE:

 

1915 (?) Lichthäusl Heinrich Weishäupl,

          Kopfingerdorf:  s. unten!

 

1917 Josef Kieslinger, Glatzing:  s. unten!

1917 Josef Grüneis (Freilinger), Raffelsdorf:  

          s. unten!

1917 Josef Heinz, Häusler in Schiebl,

          Entholz 6: Wasserrad für Eigenbedarf an

          Lichtstrom und Wiesenbewässerung!

          Die Stromerzeugung gestaltet sich 1925/26

          schwierig, da Franz Wipplinger, der Besitzer

          der Schieblermühle, oft unbefugt "schwellt".

  

1920 Stier Hammerschmiede, Beharding: 

           Fortführung durch Leopold Luser - s. unten!

 

1921 (?) Klostermann, Matzelsdorf: Bis 1926

         Stromerzeugung für den Eigenbedarf!

        

1925 (?) Rathschmied, Leithen: Den Hammer

          der Schmiede trieb ein Wasserrad an;

          der Werksgraben und die Turbine für den

          Eigenbedarf an Strom sind noch in Betrieb!

          Die "Rathschmiede" scheint in keinem

          Verzeichnis als "Stromerzeuger" auf.



Vom "Lichthäusl" kam die Elektrizität und damit das Licht nach Kopfing.

Am Anfang stand etwa zu Beginn des 1. Weltkriegs 1914 der Kauf der alten Säge vom "Hiasl z' Gigering", die Heinrich Weishäupl vom "Sägholz" zum Tiefenbach bringen und unterhalb der heutigen Brücke über den Tiefenbach aufstellen ließ: Hier wurde das Holz für das Lichthäusl geschnitten.

Dann wurde die Säge abgebaut und das Wasserrad kam zum neu erbauten Lichthäusl.

Lichthäusl-Wasserrad (1925)
Lichthäusl-Wasserrad (1925)

Dort trieb das Wasserrad den im Keller montierten Dynamo (einen 8 PS - Motor), der den Strom erzeugte; über eine mehr als 2 km lange Freileitung wurde die Elektrizität zur Weishäupl-Wirtschaft neben der Pfarrkirche geleitet; dort sorgte der elektrische Strom für das Licht - das vom Lichthäusl kam...

Gegen Ende des  1. Weltkriegs stieg der Nachbar Weishäupls, der Gastwirt Johann Unger, beim Ausbau des Lichthäusls als Kompagnon ein. 

Die Stromerzeugung im Lichthäusl wurde 1922 behördlich genehmigt, - mit der Vorgabe, die insgesamt veraltete Anlage auf den Stand der Technik zu bringen.

Die Modernisierung durch eine Turbine übernahm Weishäupl alleine - Unger steckte mit seinen Unternehmungen (Gasthaus, Dampfsäge, Hof in Knechtelsdorf) in finanziellen Schwierigkeiten.

 

Mit der Aufstockung des Lichthäusls war "im Licht" mit Beginn der 1920er-Jahre eine Wohnmöglichkeit entstanden - im Licht wurde zu einer "Sommerfrische" für die Familie Rausch (Foto 1928).

     Lichthäusl-Aufstockung (1918)
Lichthäusl-Aufstockung (1918)

Die Fotos unten zeigen den Bau des "Wehrl" und eines "Turbinenhauses"; neben dem im Bau befindlichen Turbinenhaus ist am linken Bildrand das neu laut Plan (Abb. links) mit Ziegeln aufgestockte Lichthäusl zu erkennen.

 

Weishäupl's zweites E-Werk ging ab dem Jahr 1923 in Betrieb: Das Wasser kam unterirdisch von der oberhalb am Tiefenbach gelegenen Wehranlage durch eine Rohrleitung. Eine neue Turbine machte das Wasserrad für die Stromerzeugung entbehrlich.

Weishäupl versorgte vom Lichthäusl aus immer mehr Häuser in Leithen, Kopfingerdorf, Götzendorf und Kopfing mit Elektrizität, - nicht nur Licht- sondern auch Kraftstrom für seine Landwirtschaft erzeugte sein zweites E-Werk. 

 

Bis zum Aufbau des Verbundnetzes durch die ÖKA im Jahr 1937 kam der Strom vom Lichthäusl.. 

Von Wasserrad und Wehrgraben zum Stauwerk mit Rohrleitung zur Turbine (1923, Lichthäusl-Ausbau)
Von Wasserrad und Wehrgraben zum Stauwerk mit Rohrleitung zur Turbine (1923, Lichthäusl-Ausbau)
Bau des Turbinenhauses neben dem Lichthäusl (1923, Repros: Ruhland)
Bau des Turbinenhauses neben dem Lichthäusl (1923, Repros: Ruhland)

Weitere Lichtanlagen an den Bächen Kopfings.

Die Lichtanlage des Josef Kislinger stand am knapp 300 m entfernten Gänsbach (Schmiedbach), von dem das Wasser über einen Werksgraben zugeleitet und dann wieder nach 50 m zurück in den Gänsbach floss. Der Lichtstrom wurde mit einem 3,5 PS Elektromotor (Dynamo) erzeugt.

Die Anlage war (wie einige andere) zumindest schon 1917 in Betrieb; sie sollte dann 1924 nachträglich kollaudiert werden - doch da und auch bei späteren Erhebungen bis 1926 war sie angeblich nicht mehr in Betrieb...

Elektrizitätsversorgung durch das E-Werk Kislinger (1921) - unten: E-Werk Kislinger (Schnitte)
Elektrizitätsversorgung durch das E-Werk Kislinger (1921) - unten: E-Werk Kislinger (Schnitte)

Hauptbetreiber der Anlage war Josef Kislinger. Das kleine - erst 1922 kollaudierte - E-Werk lieferte über eine Lichtleitung mit 10 Masten Lichtstrom für Glatzing:

Nr. 1: Zäzilia Schwendtner (Bauer, 

          Hafeneder)

Nr. 2: Josef Kislinger (Bauer, Abranham)

Nr. 3: Martin Wasner (Bauer, Straßl)

Nr. 4: Maria Maier (Häuslerin,

          Taub'nhansl)


Lageplan Freiling-Dürnberg (1923)
Lageplan Freiling-Dürnberg (1923)

Das E-Werk des Josef Grüneis

(Freiling, Raffelsdorf 6)

Die Lichtanlage am Beckenbach wurde 1918 errichtet und diente der Lichtstromerzeugung.

 Ab 1923 lieferte das E-Werk (3,5 PS) auch Strom zu den beiden Bauern (Oberbauer, Nr. 3 und Bangel, Nr. 4) in Dürnberg "offiziell" zur Beleuchtung der Anwesen ohne Entgelt für den Nachbarn Bangel.

Die Leitung zum Freilinger-Gut brauchte nur 4 Masten; die Erschließung der beiden Höfe in Dürnberg erfolgte über eine Lichtleitung mit 10 Masten, die über die Dirnberger Mühle (Nr. 1) angelegt worden war.

 

Da die Erzeugung von Kraftstrom wie auch Stromlieferungen an weitere Abnehmer mit höheren Kosten und umfangreicheren behördlichen Auflagen verbunden waren, wurde darum oft nicht angesucht.


Das Elektrizitätswerk bei der alten Hammerschmiede in Beharding

Das E-Werk am Tiefenbach wurde schon vom letzten Hammerschmiedmeister, dem 1919 verstorbenen Johann Woitsche, im Auftrag des Besitzers Franz Fuchs vom "Stiergut" in Beharding Nr. 1 gebaut und hatte wie die meisten anderen auch einen 3,5 PS - Motor.

Wagnerhäusl des Leopold Luser (1940)
Wagnerhäusl des Leopold Luser (1940)

Als der Wagnermeister Leopold Luser die Hammerschmiede 1920 kaufte, versorgte das E-Werk schon die Ortschaft Beharding (neben dem Stiergut Nr. 1 die Höfe "Grünberger", Nr. 3 und "Bauer", Nr. 4) und das Hammerschmiedhäusl selber mit Lichtstrom, - im Kaufvertrag wurde die Gratislieferung auch von Kraftstrom zum Stiergut festgelegt. Auch die behördliche Bewilligung stammt aus dem Jahr 1920.


Betriebsgenehmigungen für Lichtanlagen

1924 war von der Landesregierung eine Erhebung der zur Gewinnung von Elektrizität errichteten Kleinkraftwerke durch die Gendarmerieposten vor Ort vorgenommen worden; diese "Aktion scharf" hatte die nachträgliche Genehmigung, Erteilung von Betriebsbewilligungen und eine Kollaudierung der Lichtanlagen - mit nicht geringen Gebühren - zum Ziel.

Im Gemeindegebiet von Kopfing waren in der Zeit eigentlich nur das Lichthäusl des Heinrich Weishäupl  und die Stromerzeugung für Beharding in der früheren Stier-Hammerschmiede durch Luser behördlich genehmigt.

Da sich das Gemeindeamt nicht sehr kooperativ zeigte, wurden seitens des Landes OÖ die Erhebungen zwischen 1924 und 1926 von der Gendarmerie vorgenommen.

In das Dunkel der Kopfinger Lichtanlagen war kaum Licht zu bringen ...

1924 ersuchten Martin Baumgartner (Dürnberg), Josef Grüneis (Raffelsdorf), Leopold Luser (Beharding) und Josef Heinz (Entholz, Hosen) um Genehmigung ihrer Elektrizitätswerke und der dazu notwendigen Freileitungen: Jeweils 340.000 Kronen waren dafür an Gebühren auszulegen.

1926 wurden die entsprechenden Betriebsbewilligungen nach kommissioneller Überprüfung erteilt.

Das Landesgendarmeriekommando teilte aufgrund von Erhebungen vor Ort der Bezirkshauptmannschaft Schärding mit, dass die Anlagen Kislinger (Glatzing) und Klostermann (Matzelsdorf) nicht mehr im Betrieb sind.


1937 wird die Gemeinde Kopfing mit Elektrizität versorgt!

Die Firma Stern und Hafferl kaufte von Weishäupl das bestehende Leitungsnetz in Kopfing mit Jahresbeginn 1937.

Die Elektrizität wurde von Mitterndorf her nach Kopfing geleitet.

Die ersten Anschlüsse an das Stromnetz erhielten Hausbesitzer in den Ortschaften Rasdorf, Glatzing, Kopfing, Götzendorf, Kopfingerdorf und der "Hofstette" - sie hatten dem Anschluss an das neue Elektrizitätsnetz zugestimmt.

Am 14. Juni 1937 war am Gemeindeamt Kopfing die kommissionelle Bauverhandlung für die Errichtung einer 10 KW - Trafostation der Österreichischen Kraftwerke AG, womit die Stromversorgung für Kopfing und Umgebung mittels Hoch- und Niederspannungsleitungen gesichert werden sollte. 

Eine 10 kV-Hochspannungsleitung sollte die zu errichtenden Transformatoren zwischen Neukirchendorf und Kopfing (2,1 km) verbinden; sie stellt die Verbindung zum Überlandnetz dar, - ein Niederspannungsleitungsnetz (betrieben mit Drehstrom ) versorgt die einzelnen Stromabnehmer durch zwei Stromkreise mit Licht und Kraft (Stromkreis 1: Kopfing, Kopfingerdorf, Götzendorf und das Hofstätteranwesen; Stromkreis 2: Gigering und Rasdorf).