Sachen. Namen. Volkskultur. Häuslerleb'n ...

Josef Ruhland &  Johann Schöfberger 11/2020 


Das Kulturhaus war seit 1680 ein Häuslerhaus, und: Das Leben der Häusler war nicht einfach. Der Mann im Haus war selten im Haus, denn er arbeitete als Störhandwerker auswärts. Die Frau im Haus hatte meist viele Kinder und ein paar Ziegen oder Schweine, die zu versorgen waren.

Da war es gut, untertags das Kleinvieh im Wald unterzubringen können. Da war es auch gut, im Wald um's Halbe arbeiten zu können. Und natürlich war es wichtig, Erdäpfel vom Losacker mit nach Hause nehmen zu können ...


Früher prägte der Mangel an Bargeld das Leben der Häusler und (Stör-)Handwerker.

Beispielhaft steht dafür der Kletzenbirnbaum, denn er bot eine gute Möglichkeit, Bargeld zu sparen. Die Kletzen im Brotteig waren kein "Luxus", sie steigerten aber die Ergiebigkeit. Die über Nacht in Wasser eingeweichten "Trockenfrüchte" (neben Kletzen auch Zwetschken) wurden dann mit dem Einweichwasser - versetzt mit Gewürzen wie Zimt oder Nelken - weich gekocht und fein gehackt. Der entstandene Fruchtbrei - der Kletzenpfeffer - ersetzte bei den armen Häuslern den Zucker, der sonst teuer beim Krämer eingekauft werden musste.

Bis in die beginnenden 1960er-Jahre war die finanzielle Situation vor allem auch der Handwerker, deren Kunden Bauern waren  (wie Schmiede und Wagner, Foto links: Servus TV), nicht rosig: Das Jahr über wurde von den Bauern "angeschafft" und von den Handwerkern "geliefert" -

und alles wurde "aufgeschrieben": Im Jänner des Folgejahres kamen die Bauern zum Zahlen, doch kaum einer hatte Geld dabei. Die meisten "zahlten" in Naturalien und brachten Getreide oder Mehl ...


Die Häusler hatten von der Rodungszeit bis ins Mittelalter keinen Grundbesitz. Sie durften aber ihr Kleinvieh (Ziegen und Schweine) tagsüber in den oft als Gemeinschaftsbesitz befindlichen Wald treiben und dort weiden lassen. 
Die Gattersäulen (Fotos oben) zeigen mit den daran
ansc
hließenden Steinreihen, dass hier wahrscheinlich eine Art "Weideparzelle" von anderen Waldstücken oder angrenzenden Ackerflächen abgegrenzt worden war. Die Gattersäule bot die Möglichkeit, ein hölzernes Gatter daran zu befestigen und so den Zugang zum Wald zu regeln.

Der bei Sturm und Unwettern überlieferte heidnische "Brauch des Windfütterns" bedeutete, dass zur Besänftigung der Naturgewalten Opfergaben (wie Brot, Mehl, Weri...) in das Loch gegeben wurde.

 


Um's Halbe arbeiten ...

Die Häuselleute waren früher oft froh, um's Halbe arbeiten zu können: Nach dem Schlägern des Holzes gehörten früher besonders das "Scheiter machen" und das "Wied hacken" zu der Arbeit, bei welcher dem Häusler ein Teil (bis zu Hälfte) der Scheiter bzw. des Wied' als Lohn für die Aufarbeitung des Holzes blieb.

Auf dem Foto (um 1970) ist Theresia Rath (Leithen "Rathschnmiedin") mit ihrer Vorrichtung zum "Wied binden" zu sehen.

Zusammengefasst: Ums Halbe arbeiten lohnte für den Waldbesitzer (sein Wald war aufgeräumt) und auch für den Häusler (ihm blieb Brennholz für den Winter).

 


Wenn die Häuslleute dem Bauern bei der Feldarbeit halfen, blieb eine kleine Ackerfläche - meist am Ende des Feldes -für ihre private Nutzung: Dieser Losacker bot dann die Möglichkeit für den Häusler, selber Kartoffel oder Gemüse anzubauen.

Das Ganze hing jedoch davon ab, ob die Häusler sich diese Anbaufläche durch die vorherige Mithilfe z.B. bei der Heuernte "verdient" hatten; so war der Losacker letztlich eine Art "Pachtersatz" für die Häusler, die mangels Bargeld froh waren, die Pacht abarbeiten zu können.