Ruhland | Erstfassung 12.12.2018


Hofbauer |

3 Generationen Kastrateure

 

Alois Hofbauer (Foto rechts auf einem Studiopferd, 1915) steht in Kopfing mit seinem Sohn Johann für zwei Generationen Tierheilpraktiker und Kastrateure - schon sein Vater war in Münzkirchen als Kastrateur tätig.

Die Geschichte der "Hofbauern" als Schinder bzw. Abdecker (von "schinden" = die Haut abziehen, Verwertung der Kadaver durch die Wasenmeister) und Kastrateure reicht bis 1600 zurück.


Kastrant Alois Hofbauer 

- 1875 in Münzkirchen geboren

- 1895 Heirat mit Maria Wasner aus Beharding

 - 1924 verstorben als Hausbesitzer in Kopfing 17

 

Alois Hofbauer hatte im September 1895 die Berechtigung für die Führung einer tieräztlichen Praxis erhalten; damit sollte die tierärztliche Hilfe in Kopfing sowie den angrenzenden Nachbargemeinden sichergestellt werden.  

Hochzeit

Maria Wasner und Alois Hofbauer

Dienstag, 24. 9. 1895

 

Hochzeiten fanden früher an Wochentagen statt.

Maria Hofbauer galt als Wenderin! 

Das Wenden als ein Mittel gegen Beschwerden und Krankheiten wird im Heimatbuch Kopfing (1976, S. 113 f.) ausführlicher dargestellt - unten der Bericht einer Zeitzeugin:

Heilung eines 3-4jährigen Kindes von einem Bruch

Die Wenderin vollführt mit einem Ei, das am Gründonnerstag (Andlas Pfinsta) gelegt worden ist, kreisförmige Bewegungen und murmelte einen Spruch. Dann legt sie das Ei in den Rauchfang bzw. die Selchkammer und betet, bis das Ei ausgetrocknet ist. War es so weit, dann sollte auch der Bruch weg sein .... 


Ein Andlas-Oa war eines, das von Gründonnerstag bis Karsamstag gelegt worden war. An diesen Tagen gelegte Eier wurden dann gern am Ostersonntag mit den Speisen geweiht. Die Familien von Bauern, Häuslern oder Handwerkern brachten durchwegs Speisen zur Weihe in die Kirche.
Es hieß: "Zu Ostern bekommen die Leut, zu Weihnachten bekommt das Vieh Geweihtes zu essen."


                      Glaube an Hexerei und Zauberei

... am Vorabend des Thomas-Tages, des Weihnachtstages, des neuen Jahrstages und 
vor dem heiligen 3 König-Tag werden die im Hause befindlichen Kühe und Pferde vor dem
Gebetläuten gefüttert, und nach selben die Stallungen ausgeräuchert, und mit dem
Weihwasser wahrlich Unfug getrieben ...

Franking, Ludwig v. W.: Topographisch – statistische Bemerkungen über den Bezirk Vichtenstein, Linz 1897


Familie

Alois und Maria Hofbauer

(um 1907)

mit den Kindern - 3 Söhnen und 2 Mädchen.

 

Sohn Alois zog nach Wien, Josef nach Michaelnbach und Johann, 1903 als jüngster Sohn geboren, blieb in Kopfing.

Er setzte die tierärztliche Berufstradition von Vater und Großvater fort. 


Auf den Fotos unten ist das Hofbauer-Haus vor und nach dem 1. Weltkrieg zu sehen.

Die beiden Bilder rechts zeigen von den "Hofbauern" benutztes Geräte:

Mörser (zur Herstellung von Heilmitteln) und

zwei Aderlass-Geräte (das kleinere für Menschen und das größere Gerät für Pferde)


Johann Hofbauer

Tierheilpraktiker, Schlächter

und Kastrant

1903 - 1977

 

1903 in Kopfing 17 geboren, heiratete Maria Reiter vom Ahördl in Mitteredt, verstorben nach einem Verkehrsunfall in Kopfing 74 im Jahr 1977.

Die "Hofbauern" halfen nicht nur Tieren, sondern auch Menschen.

In den 1950er-Jahren kam es wegen der tierärztlichen Tätigkeit Hofbauers oft zu Konflikten wegen Anzeigen des kurz in Kopfing tätigen Tierarztes Dr. Sinowatz.

Gelegentliche ärztliche Behandlungen von Kopfingern hingegen tolerierte der Gemeindearzt Dr. Weißensteiner


QUELLEN: anno.onb.ac.at, Wolfgang Danninger, Heimatbuch Kopfing;