Ruhland | Erstfassung 15. 12.2018


Natur - Geschichten

Natur ist ein wesentlicher Teil unserer Landschaft. Das Land, auf dem wir leben, schafft Verbindungen: Es ist unser Lebensraum, der zugleich durch unser Leben verändert wird.


Die Landschaft um uns prägt uns. Sie hat schon Generationen vor uns geprägt - und so erzählen die Veränderungen der Natur auch von unserer Geschichte, erlauben Rückblicke auf das Leben unserer Vorfahren.
HAUPTQUELLE: Franz Grims.


Wo sind sie geblieben, die Arnika-Wiesen?                                                    (Foto: Ruhland)
Wo sind sie geblieben, die Arnika-Wiesen? (Foto: Ruhland)

Die Landschaft ist im Verlaufe der Jahrhunderte nicht nur verändert worden,

sie hat auch selbst den Lauf der Geschichte mit bestimmt:

  • Eine frühe Besiedlung war im Sauwald durch die isolierte Randlage und den Waldbestand nicht möglich: Funde aus dem Neolithikum und der Bronzezeit sind selten. 
  • Erst die Römer bauten zwei (kleinere) Straßen durch den Sauwald.
  • Die Besiedlung des Waldgebietes begann im 8. Jh. unter den Bajuwaren nur zögerlich; erst im 10. Jh. begann eine intensivere Rodungs- und Siedlungstätigkeit, die vom Bistum Passau und einigen Adelsgeschlechtern ausging.
  • Die eher schlechten Böden in der Region Sauwald verhinderten einen intensiven Ackerbau; bis in das 19. Jh. war die Waldweide üblich, der landwirtschaftliche Schwerpunkt lag auf Viehzucht.
  • Durch die Randlage des Sauwaldes und unserer Gemeinde waren kriegerische Auseinandersetzungen selten. Eine Ausnahme waren die Kämpfe im Verlauf des Spanischen Erbfolgekrieges...
Baumgarten in Rasdorf (1974, Foto: Ruhland)
Baumgarten in Rasdorf (1974, Foto: Ruhland)
Streifenflur in Stein, Neukirchendorf (Foto: Ruhland)
Streifenflur in Stein, Neukirchendorf (Foto: Ruhland)

Wie hat die Landschaft früher ausgesehen?

  • Der Tannen- und Buchenwald war typisch für die Region Sauwald. Er wurde oft durch Fichtenmonokulturen ersetzt, die mehr Ertrag versprachen.
  • Die Moore, die unseren Vorfahren über Jahrhunderte die landwirtschaftliche Arbeit erschwert haben, sind durch Entwässerungsprojekte vor allem während der 1950er- und 1960er-Jahre verschwunden. Bei uns hat das Hochmoor "Filzmoos" und auch das "Ahörndl-Moor" dadurch seine natürliche Gliederung weitgehend verloren, - und auch die Bedeutung für jene Tierarten, die hier ihren Lebensraum finden bzw. fanden.
  • Die ein- bis zweischnittigen Magerwiesen sind immer seltener geworden, denn das Grünland wird intensiv bewirtschaftet und drei- bis viermal gemäht. Diese Intensität hat bedroht nicht nur den Lebensraum der Arnikapflanze.
  • Nur mehr die Älteren können sich erinnern, dass es früher Streuobstwiesen, Feldraine, Hecken, Steinmauern aus aufgelesenen Steinen gab. Mit ihnen sind auch die sie besiedelnden seltenen Pflanzen- und Tierarten verschwunden.

Die oben (gekürzt) angeführten Aussagen stammen von Franz Grims (1930-2011). Der Lehrer an der Hauptschule Taufkirchen fühlte sich zu Landschaft und Natur des Sauwaldes Zeit seines Lebens hingezogen.

QUELLEN:

Franz Grims, Die Flora des Sauwaldes (Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereins, Linz 1970)

Franz Grims, Flora und Vegetation des Sauwaldes (Stapfia 87, 2008)

https://www.land-oberoesterreich.gv.at/64414.htm


Hubert Gaderbauer vor der Braumandl-Stampf (1974, Foto: Ruhland)
Hubert Gaderbauer vor der Braumandl-Stampf (1974, Foto: Ruhland)

Auch die einst von Menschen geschaffenen Besonderheiten im Landschaftsbild stellen heute selten gewordene Kulturgüter dar: Schanzgräben aus der Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges, Erdställe, Gattersäulen und Teilsteine.

Vieles ist weggekommen: In Kopfing gibt es noch eine (funktionslose) Stampf (Foto links), aber keinen einzigen Troadkasten mehr.       >>> WEITERE INFOS!


Die Stiftung für Natur hat in Kopfing die Razenbergerwiese (1,4 ha) in Rasdorf, eine extensiv genutzte Waldwiese seit 1999 unter ihre Fittiche genommen. Die Großteils feuchte und magere Wiese soll sich zu einer artenreichen Magerwiese entwickeln, die bedrohten Arten Platz gibt.

Die Fotos (C. Leitner, M. Schwarz) zeigen von links:
Razenbergerwiese, Fruchtstand einer Sumpfdotterblume, Zittergras, Sumpfgrashüpfer.

Das Ahörndl-Moor (1,6 ha) wird vom Naturschutzbund Oberösterreich seit 1991 betreut und von Naturschützern als ein Naturdenkmal mit Sanierungsbedarf beschrieben. Es ist der letzte Rest eines Moores in der einst großflächigen Moorlandschaft des Sauwaldes. Eine 2016/17 durchgeführte Flachabtorfung sollte die Lebensraumvielfalt vergrößern.

Die Fotos (C. Leitner, J. Ruhland) zeigen von links: Ahörndl Moor, Flachabtorfung, Wollgras.

Die Moore sind Zeugen der Vergangenheit: Sie konservieren unter Luftabschluss im Torf Pollenkörner und Reste von Pflanzen, so dass noch nach Jahrtausenden Fragen zur Geschichte der Landschaft, des Klimas und der Besiedlung geklärt werden können...