Josef Ruhland | 02/2017


Martin Koller x3 - Geschichte einer Schuhdynastie

1860 werkte der erste Koller-Schuster in Kopfing - 3 Generationen "Martin Koller" entwickelten den kleinen Handwerksbetrieb zur Schuhfabrik mit industrieller Fertigung.


Andreas Koller war im Ruholdinger Karl-Fritzn-Haus seit 1860 der erste "Koller-Schuster" in Kopfing.

Sein Sohn Martin Koller arbeitete nach dem 1. Weltkrieg zuerst als "Spitalschuster", richtete dann eine Werkstatt beim Grüneis-Bäcker ein und errichtete schließlich 1926 das Koller-Haus, wo er die Schusterwerkstätte und den Lederhandel aufbaute.

Dessen Sohn Martin Koller machte die Schusterwerkstätte zur MARKO - Schuhfabrik (1956), baute diese beständig aus und gab 1972 schon 70 Menschen Arbeit. 1975 kam ein Schuhgroßmarkt dazu.

Dem bislang "letzten Koller - Schuhmacher" Martin Koller gelang mit der Marke "Think" eine Neupositionierung Richtung gesunder und ökologischer Fußbekleidung.

Als sich 1860 der Schuster Andreas Koller in Ruholding 10 (Karl-Fritzn-Haus) niederließ, wurde er zum Begründer einer Schuhdynastie: Nach ihm bestimmte der Name Martin Koller über drei Generationen das Wirtschaftsleben in Kopfing; die MARKO-Schuhfabrik war in Kopfing der erste Industriebetrieb und gab  vielen Menschen Arbeit.

Anmerkung: Der Schuster Leopold Weishäupl (ein Bruder von Heinrich Weishäupl) arbeitete bis 1863 in Kopfing 23 (Ungerwirt) und zog dann nach Andreas Koller in das Karl-Fritzn-Haus nach Ruholding.


Großvater Martin Koller (geb. 1896) kam als 20-Jähriger verletzt nach einer Minenexplosion aus dem 1. Weltkrieg zurück. Er begann in Linz als Spitalschuster zu arbeiten, bis er 1923 beim Grüneis-Bäcker eine Schusterei einrichtete.

1925 kaufte er die ehemalige Abfallhalde der Gemeinde und erbaute das Haus Nr. 35, das er schon im Sommer 1926 bezog.

Auf dem Foto Martin Koller (1995) im Alter von 99 Jahren in der historischen Veteranenuniform - daneben Kopfing 1926 mit dem geraden bezogenen Koller-Haus rechts  vorne.

 Das Bild der 30er-Jahre zeigt das Koller-Haus (hier arbeitete er mit 2 Gesellen in der Schusterwerkstätte) mit dem Stadl daneben und rechts oben die 1898 gepflanzte Kaiserlinde - vgl. auch das Foto ganz oben. Im Ort war der „Koller-Schuster“ durch seinen Handel mit Leder und Holz sowie den Zukauf von Grundstücken bekannt.  Während des 2. Weltkrieges führte er er das Pferdefuhrwerk zwischen Kopfing und Andorf, nach Kriegsende hatte er schon 14 Gehilfen eingestellt.


Vater Martin Koller (geb. 1930 - gest. 2019) gründete Mitte der 50er-Jahre das Unternehmen MARKO, in einem Anbau nahm die MARKO-Schuhfabrik 1956 den Betrieb auf: Rund 10 Beschäftigte produzierten zwischen 40 und 60 Paar Schuhe am Tag.

1960 wurde die neue Fabrikationshalle (Foto: 1963) bezogen, damit wurde aus der Schusterwerkstätte eine Schuhfabrik: 20 Beschäftigte erzeugten 100 bis 120 Paar Schuhe täglich. Die zweite Erweiterung 1972 gab 70 Personen Arbeit, die Tagesproduktion stieg auf etwa 500 Paar Schuhe.  1973 spezialisierte sich das Unternehmen auf die Herstellung von Herrenschuhen. 1975 wurde die Produktion durch einen Schuhgroßmarkt ergänzt.


Der Sohn Martin Koller hatte 1990 die Idee, das ursprüngliche Feld Herrenschuhe zu verlassen und mit der Marke Think! eine Positionierung Richtung ökologischer und gesunder Schuhe vorzunehmen. 

Aus seiner Vision gesunder und ökologischer Fußbekleidungen wurde ein Verkaufsschlager, - heute werden Think! Schuhe weltweit exportiert.

Aus der Schuhmacher- und Lederhandlung wurde die Think Schuhwerk GmbH. In Österreich beschäftigt Think! etwa 80 Mitarbeiter. Neben dem herkömmlichen Vertrieb gibt es (2014: 25) "Think! Stores": 4 in Österreich, 15 in Deutschland, 4 in China und je einen in Südafrika und Japan.