Josef Ruhland 11/2017 UPDATE: 7.2.2022 / 13.5.2024
Die Geschichte der Kriegerdenkmäler in Kopfing wurde von KOV-Obmann Franz Kroiß
in Zusammenarbeit mit dem Kameradschaftsbund in einer Chronik (1977) erfasst.
Kriegerdenkmäler gab es schon vor 1900. Besonders aber nach dem 1. Weltkrieg wurden in vielen Gemeinden in Form von Gedenktafeln - gestaltet als "Kriegsopferdenkmäler" an die Gefallenen und Vermissten erinnert. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges entstanden "Kriegerdenkmäler" in allen an beiden Weltkriegen beteiligten Ländern.
Gedenkfeiern wurden früher nicht nur in Kopfing etwas oberflächlich als „Heldenehrungen“ bezeichnet: Es ging dabei aber nie um Kriegsverherrlichung - im Gegenteil: Im Gedenken an eine furchtbare Vergangenheit soll der Blick auf eine Zukunft in Frieden gerichtet werden.
In Kopfing wurde das erste Kriegerdenkmal am 26. 5. 1924 für die 66 Kopfinger Gefallenen im 1. Weltkrieg durch Altbürgermeister Josef Steiner und Komitee-Obmann Matthias Grünberger enthüllt.
Geschaffen hatte es Steinmetzmeister Gruber aus Schärding, die Kosten von 20 Millionen Kronen trug die Pfarrgemeinde.
Der erste Standort war in einer eigens für das Denkmal geschaffenen Einbuchtung der Friedhofsmauer neben dem Leichenhaus, - nicht weit davon steht auch das heutige Kriegerdenkmal.
Das Kriegerdenkmal Kopfing steht unter Denkmalschutz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Kopfing_im_Innkreis
Vor dem Leichenhaus war während des 2. Weltkriegs eine NS-Gedenkstätte für die gefallenen Kopfinger Soldaten angebracht.
Deren Namen wurden in einem Verzeichnis ("Kriegertafel", s. Foto ganz links) jeweils hinzugefügt, darunter wurden sie mit Kränzen und einem Bild geehrt.
Auf dem Foto (April 1943) war das Johann Ertl, Kimleinsdorf - gefallen im Februar 1943.
(1) Als zu den Toten des 1. Weltkrieges auch der 81 gefallenen und 42 vermissten Gemeindebürger des 2. Weltkrieges zu gedenken war, wurde der "Platz" zu wenig - und eine Umgestaltung des Denkmals überlegt.
(2) Das zweite Kriegerdenkmal (1952) "wanderte" auf die gegenüberliegende Straßenseite in die Böschung des heutigen Kulturparks, - damals ein zum "Schneiderhäusl" gehöriges Grundstück.
(3) Das dritte Kriegerdenkmal kam jedoch im Zuge der Neugestaltung des Kopfinger Ortszentrums (1977-1982) wieder zurück in eine Lücke der Friedhofsmauer vor dem Leichenhaus.
Weiter in Verwendung blieben die alten Gedenktafeln.
Das zweite Kriegerdenkmal (1952) neben dem Kirchenwirts-Kühlhaus in der Böschung des zum „Schneiderhäusl“ gehörigen Grundstückes (heute Kulturpark) gebaut.
Zuvor musste noch der dort stehende Bäckerladen („Gänsbäck“) abgerissen werden, der auf dem Foto rechts (1923 Hochzeit Ertl, Rasdorf - Blick vom Westeingang der Kirche hinauf ) noch zu sehen ist. Erst ein Jahr später wurde das erste Kriegerdenkmal gebaut.
Der Grund für das zweite Kriegerdenkmal wurde vom Ehepaar Aloisia und Johann Danninger kostenlos zur Verfügung gestellt.
Die feierliche Enthüllung und Segnung des Kriegerdenkmals am 14. September 1952 durch Kooperator Otto Kirchgatterer fand im Rahmen einer Fahnenweihe des Kriegsopferverbandes (KOV) statt.
Der Entwurf stammte vom erst 1950 aus der Kriegsgefangenschaft zurück gekehrten damaligen Oberlehrer Ludwig Körner, KOV-Obmann Franz Kroiss war maßgeblich an der Errichtung beteiligt. Um zu sparen, wurden Teile des alten Denkmals wieder verwendet.
Bei diesem Fest trat erstmals nach Kriegsende auch der Krieger- und Veteranenverein (1895 gegründet) unter Bürgermeister Matthias Grünberger (1945-1949) als "Kameradschaft der Ehre" wieder öffentlich auf. 1955 erfolgte die Neugründung als Kameradschaftsbund.
Am 2./3. Juni 1956 feierte der Kameradschaftsbund sein 60-jähriges Gründungsfest.
Auf dem Foto sind v.l. zu erkennen: Vizegm. Josef Wagner, Bgm. Heinrich Knechtelsdorfer, Kameradschaftsbund-Landesobm. Humer, Altbgm. Kameradschaftsbundobm. Matthias Grünberger, ?, Fahnenpatin Theresia Baminger, ?, Kooperator Otto Kirchgatterer, Dentist Franz Hort (Zahnarzt nach Kriegsende bis 1959).
20 Jahre nach der Segnung des Kriegerdenkmals war die Ortsdurchfahrt für den wachsenden Verkehr zu eng geworden und im Gemeinderat (Bgm. Josef Grüneis-Wasner, 1967 - 1973) wurden erste Überlegungen Richtung Neugestaltung angestellt. Das Foto (1972) zeigt das Kriegerdenkmal neben dem Kühlhaus (Gasthaus Kramer, Kirchenwirt).
1974 wurden unter Bgm. Matthias Ertl (1973 – 1991) die Weichen für eine völlige Neugestaltung des Ortskerns gestellt.
1977 wurde die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt in Angriff genommen.
Zur Verbreiterung der Straße wurden Stützmauern errichtet, diesen musste das Kriegerdenkmal weichen und auch die straßenseitige Mauer zum Friedhof wurde abgerissen und neu erbaut.
Es ging auch um den Bau von Gehsteigen und die Installation einer Ortsbeleuchtung.
Das dritte Kriegerdenkmal (1977) wurde unter Verwendung der alten Gedenktafeln neu errichtet und am 20. 9. 1977 eingeweiht – annähernd dort, wo schon das erste Kriegerdenkmal errichtet worden war.
Das Foto von der Segnung zeigt vor dem neuen Kriegerdenkmal v.l. ÖKB-Obmann Johann Schöfberger und KOV-Obmann Franz Kroiß.
In der von Franz Kroiss (in enger Zusammenarbeit mit Johann Schöfberger) erstellten Soldaten- und Kriegerchronik sind die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege festgehalten.
Das dritte Kriegerdenkmal wurde von Prof. Stockenhuber künstlerisch neu gestaltet - die alten Gedenktafeln mit den Namen der Gefallenen wurden wieder verwendet.
Der nicht mehr gebrauchte granitene Obelisk des ersten Kriegerdenkmals wurde Kern eines neu gestalteten Friedensdenkmals zur Erinnerung an die Toten des Erbfolgekrieges.
Foto (2015, Peter Lauppert): https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Kriegerdenkmal_W_-_Kopfing.jpg
Im Friedensdenkmal vor der Sakristei der Pfarrkirche hinterlegten KOV-Obm. Franz Kroiß und Bgm. Matthias Ertl 1985 eine Gedenksteinurkunde.
Anlass war im Verlaufe des Bauernaufstandes 1703 ein Überfall der Österreicher auf das damals bayerische Kopfing, während dem sich Kopfinger auch vom Kirchturm verteidigten.