Josef Ruhland | 11/2024
Pfarrer Benedikt Obermayr wollte die alte, zu klein gewordene Kirche Richtung Pfarrhof vergrößern. Schon 1850 wurden erstmals Spenden gesammelt und erste Granitblöcke für den geplanten Anbau im Friedhof gelagert.
1898 verstarb Pfarrer Johann Baptist Plasser (1881 - 1898 in Kopfing) - er hatte die Pfarre als Universalerbin im Testament eingesetzt. Zweck: Kirchenbau. Summe: 47.000 Kronen.
Das war knapp die Hälfte der Kosten, die der 1903 von Pfarrer Matthias Hufnagl bestellte Sighartinger Baumeister Dombauleiter Matthäus Schlager im Kostenvoranschlag (96.263 Kronen) für den Kirchenneubau errechnet hatte.
1905 wusste man: Knapp die Hälfte der Rohbaukosten konnte mit Plassers Erbe abgedeckt werden.
Unter Pfarrer Matthias Hufnagl (1900 - 1910) begannen am Pfingstmontag 1904 die Bauarbeiten mit dem Abriss der alten Kirche. Schon nach nicht einmal zweijähriger Bauzeit konnte am 16. August 1905 die neue Kopfinger Pfarrkirche eingeweiht werden.
Wie groß soll die neue Kirche werden? Die neue Kirche wurde großzügig dimensioniert: Länge 40 m (alte Kirche: 25 m), Breite 14,40 m (8,30 m), Höhe Dachfirst 23,50 m (13,40 m); die Breite des Presbyteriums blieb mit 6:70 m gleich.
In welchem Baustil soll die Kirche gestaltet werden? Der vorhandene alte Kirchturm war unten im gotischen Stil und in der oberen Hälfte mit dem abschließenden Oktogon (Uhr, Schallfenster) im Barockstil erbaut worden.
Das Presbyterium „der alten Kirche war gotisch, das Kirchenschiff selbst stillos und verzopft!“ Da der Turm stehenblieb, sollte sich der Baustil der Kirche dem Turm anpassen. „Die Kirche sollte also im Barockstil gebaut werden. Frei und ohne jede Säule sollte das Gewölbe über das Kirchenschiff spannen.“ (Hufnagl, Innviertler Volkszeitung v. 1.2.1906).
Möglichst wenig Fahr- und Transportzeiten:
- Dazu wurde möglichst viel Baumaterial (Steine, Sand, Holz) aus der nächsten Umgebung verwendet.
- Die Fuhrzeiten sollten durch den Betrieb einer transportablen Vollgatter-Dampfsäge beim Pfarrhof weiter minimiert werden.
- Der Friedhof selber wurde zu einem riesigen Bau- und Lagerplatz umfunktioniert.
Möglichst hohe Robotleistungen:
- Allein im Rohbaujahr 1904 wurden 1.522 Halbtage Robot (Handarbeit und Materialtransporte) geleistet!
- Die Neubau-Fundamente wurden rund um die alte Kirche herum angelegt, über ein Holzgerüst erreichten die Gläubigen das Langschiff der alten Kirche.
- Als der Abriss der Sakristei begann, wurde diese provisorisch in das Kammerl beim Turmaufgang verlegt.
- Nach dem Abriss der hinteren Kirchenhälfte wurde das Langschiff durch eine Bretterwand abgetrennt.
- Nach dem Abdecken des Daches und dem Einschlagen der alten Gewölbe wurden zwei Tore in der Holzwand zum Presbyterium geöffnet. Der Priester las dort die Messe, für die Messbesucher waren auf den Schutthaufen im Langschiff große Baumstämme aufgelegt, die als Sitzgelegenheit dienten.
Mit dem Ausheben der Grundfeste wurden immer wieder auch sterbliche Überreste ausgegraben. Pfarrer Hufnagl bezeichnete das humorvoll als "vorzeitige Auferstehung"...
- Viele Gläubige machten sich Sorgen um den Friedhof. Die Vorstellung, dass der geweihte Friedhof als Bauplatz verwendet wurde, war vielen nicht geheuer.
- Es wurde befürchtet, dass der Friedhof verlegt werden könnte. Nach alter Sitte gehörten Friedhof und Kirche zusammen. Doch man wusste: Aus Sanitätsgründen wurden viele Friedhöfe an den Ortsrand verlegt.
- Quellen unterhalb der Kirche beim Pfarrhof und auch oberhalb ließen Diskussionen aufkommen, ob das Wasser als Trinkwasser nicht gesundheitsschädlich wäre. Heute wissen wir, dass das Wasser mehr dem Kirchenbau und dem Friedhof selber zusetzte ...
- Schließlich war die Befürchtung groß, dass durch die Größe der Kirche der Friedhof zu wenig Platz für Grabstätten haben würde. Doch die Neuanlage des Frieshofs mit 329 Erwachsenen- und 128 Kindergräbern erlaubte mehr Grabstätten, als im alten Friedhof vorhanden waren.
Diese Bedenken waren weit verbreitet. Pf. Hufnagl schloss wegen der hohen Kosten eine Heizanlage aus -übernahm jedoch aus Amerika die Idee der doppelten Verglasung:
- Gegen die Kälte wurde außen vor den färbigen Glasfenstern noch eine Vorverglasung angebracht.
- Auch alle Türen wurden als Doppeltüren ausgeführt.
Das bewährte sich schon im sehr kalten Winter 1905/1906: "... allen hat es in der neuen Kirche wohlgetan. In der alten, kleinen Kirche, wo alle aneinandergedrängt saßen, war es bedeutend kälter. Es ist somit die Kirche in Kopfing die erste, welche doppelten Fensterverschluss hat ..." (Hufnagl, Innviertler Volkszeitung v. 27.7.1906).