Ruhland nach: https://science.orf.at/stories/3225978 (22.7.2024) / Erstfassung 23.7.2024
Das Meer der Paratethys bedeckte vor 35 - 11 Millionen Jahren weite Teile Mittel- und Osteuropas. Vor 18 Millionen Jahren lag Kopfing an diesem Meer, das sich von der Schweiz bis weit nach Russland erstreckte.
Doch vor rund 16 Mio. Jahren begann sich die Landschaft zu verändern: Die Afrikanische Platte drückte gegen die Eurasische, die Alpen wurden angehoben und die Karpaten über die Wasseroberfläche gedrückt. Vor 15 Mio. Jahren hatte sich das Meer in eine rund 1.000 km breite subtropische Inselgruppe verwandelt, - ähnlich der Karibik heute.
Die Paratethys
Die Paratethys wird oft vereinfacht als Nordteil des Urmeeres Tethys bezeichnet. Das tiefe Meer der Paratethys, über dem Kopfing vor rund 18 Millionen Jahren lag, erstreckte sich über 24 Millionen Jahre von Westen (Schweiz) weit Richtung Osten in das heutige Russland (Kasachtan). Die Vielfalt der Meereslebewesen damals entsprach in etwa jener des Mittelmeeres heute.
Vor 16 Millionen Jahren begann sich die Landschaft zu verändern: Die Afrikanische Platte schob sich gegen die Eurasische Platte und hob diese an: Diese Kollision drückte die Alpen hoch, die Karpaten ragten plötzlich als Inselbogen aus dem Meer.
Karibik in Europa
Diese Hebungen verwandelten vor 15 Millionen Jahren die Paratethys in eine 1.000 km breite subtropische Inselwelt, die vom Aussehen her an die heutige Karibik erinnerte. Dazu begünstigte die globale Erwärmung die Entwicklung einer artenreichen Unterwasserwelt. Am höchsten war die Artenvielfalt im heutigen Rumänien.
"Damals war die Paratethys mehr als doppelt so artenreich wie das heutige Mittelmeer" fasst Harzhauser zusammem und ergänzt, dass der "miozäne Bioldiversitätshotspot" heute nur mehr von der tropischen Artenvielfalt rund um die Philippinen überboten werde...
Ausbreitung der Tethys im mittleren Miozän
Das Erdalter des Miozän umfasst etwa die Zeit vor 23 bis 5 Millionen Jahren, damals wurde der Grund gelegt für die Ausprägung der heutigen Topographie und Lebenswelt.
Die Kartenskizzen unten zeigen die Ausbreitung der Tethys im Burdigalium (A - vor 20 bis 16 Millionen Jahren, erste und längste Erwärmungsperiode im Miozän) und Langhium (B - vor 16 bis knapp 14 Millionen Jahren).
Klimawandel und Artensterben: Das Ende der subtropischen Vielfalt
Vor 13,8 Millionen Jahren sorgte eine Abkühlung im globalen Klima für weitreichende Folgen:
Ein Kollaps der Ökosysteme war vor 12,7 Millionen Jahren die Folge, als die Paratethys durch die Gebirgsbildung - ausgelöst von der Nordwanderung der Afrikanischen Erdplatte (Kontinentaldrift) - von den Weltmeeren getrennt wurde.
Vom Meer zum Mega-See
Die vom Meer isolierte Paratethys wurde zum größten See der Welt - der reichte vor rund 11 Millionen Jahren von den Alpen bis nach Asien und war damit größter als das heutige Mittelmeer.
Durch Austrocknungen schrumpfte der riesige See vor etwa 10 bis 7,5 Millionen Jahren, sein Wasserspiegel sank jeweils um mehrere hundert Meter. Letztlich blieben nur noch vier tiefere Becken wassergefüllt, darunter das heutige Schwarze und Kaspische Meer. So konnte sich ein Steppengürtel von über 3.000 km Länge von Mitteleuropa bis nach Zentralasien bilden. Dieser ermöglichte als eine Art ökoloigsche Brücke die Wanderung vieler Tierarten und ihre Verbreitung Richtung Europa.
Das Ende der Paratethys
Obwohl sich die Paratethys selber von den Austrocknungen immer wieder erholt hatte, kam vor 6,9 Millionen Jahren ihr Ende: Klimaänderungen und die anhaltende Plattentektonik sorgten für die Öffnung eines Ablusses Richtung Mittelmeer: Übrig blieben nur die beiden tiefsten Becken, die wir heute als Schwarzes Meer und Kaspisches Meer kennen.
Quellen:
M. Harzhauser u.a.: The Central Paratethys Sea - rise and demise of a Miocene European marine biodiversity hotspot (www.nature.com/scientificreports)
Wissenschaftliche Artikel zu 10.1038/s41598-021-91001-z)